Kategorie: Ostsee

  • Quasi einmal umme Ostsee – Teil 4: Stockholm, Oslo und Kopenhagen

    Es geht weiter mit meinem Bericht unseres Roadtrips um die Ostsee. Die bisherigen Abschnitte der Quasi einmal umme Ostsee-Tour findet ihr hier:

    Wir machten uns also am Nachmittag von Stockholm aus auf den Weg nach Oslo, war ja quasi nur ein kleiner Schlenker .



    Da wir uns den Tag über mit dem Fund diverser Geocaches beschäftigt hatten, wurde es schon abend und wir beschlossen, in Örebro nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Während wir für die Nächte in Tallinn und Turku Unterkünfte gebucht hatten, ließen wir es im letzten Reiseabschnitt recht spontan angehen, da wir nicht wussten, wann wir wo sein würden. Wir stoppten also mitten in Schweden in Örebro und schauten uns nach einer Bleibe um. Wir fanden einen Campingplatz im VW-Autonavi und hatten das Glück, dass er am 11. September noch nicht in die Winterpause gegangen war. Wie wir jetzt wissen, war das bei vielen Plätzen schon der Fall. Solltet ihr also mal eine Übernachtung in Skandinavien suchen, informiert euch über die saisonalen Öffnungszeiten . Der Gustavsvik Campingplats hatte noch geöffnet und für ca. 900 SEK also umgerechnet ca. 95 EUR bekamen wir eine kleine Ferienhütte. Geräumig ist anders, aber wir wollten nur schlafen und brauchten eine Dusche, also reichte uns das völlig.



    Nachdem wir ausgeladen hatten, wurde natürlich das beschauliche Örebro erkundet, außerdem hatten wir Hunger. Der wurde fürstlich bei Maxburger gestillt, einer Burgerkette, die gleichzeitig auch noch den CO2-Ausstoß und die Klimabilanz des gewählten Burgers berechnet. Das kannte ich voher noch nicht . Da wir die letzte Nacht im Auto in Mariehamn verbracht hatten, endete der Abend nach ein paar Caches relativ früh. Am nächsten Morgen putzten wir kurz unsere Hütte und dann ging es auch schon weiter Richtung Oslo – mit einem kleinen Abstecher zu Biltema. Biltema ist eine schwedische Baumarktkette, wobei ich nach einem Besuch sagen muss, dass es sich eher um eine Mischung aus Baumarkt, Decathlon und Partiewarenladen handelt. Und warum mussten wir unbedingt hin? In und um Bremerhaven gibt es seit dem Schwedenbesuch gewisser Cacher eine immer größer werdende Anzahl an Biltema-Caches. Das sind Geocaches, die in ca. 6 Metern Höhe an Laternen oder Bäumen hängen und dadurch am besten „geangelt“ werden. Scheinbar gibt es in Schweden eine Menge solcher Caches, denn dort gibt es im Biltema-Markt recht günstig Teleskopstangen zu kaufen. Die sind eingefahren ca. 120 cm lang bei ca 8 cm Durchmesser und können durchs Teleskopprinzip (ähnlich zu Teleskopleiter und Teleskopspiegel ) bis auf 6 Meter Länge ausgefahren werden. Damit angelt man dann problemlos den Cache und kann ihn auch gut wieder zurückhängen. Damit das funktioniert, modifiziert man die Spitze der Biltemastange mit einem flexiblen, aber stabilen Draht und Panzertape und fertig ist die Cache-Angel . Aufgrund der vielen Biltema-Caches wollte ich mir auch unbedingt eine Biltemastange zulegen und deshalb schlugen wir alle im Biltema zu . Was auch immer die Mitarbeiter dachten, was wir mit den Stangen vorhaben… . Außerdem fanden wir noch einen großen Cache am Rande des Baumarkts, der einen fast ebenso großen Logstift hatte:



    Und dann ging es wirklich nach Oslo. Auf dem Weg dorthin gab es viel Landschaft zu sehen, viele Nadelbaumwälder und vor allem Seen, unter anderem auch der Vänersee, der mit über 5.500 m² der größte See Schwedens und der drittgrößte See Europas ist.





    Gegen Mittag des 12. Septembers 2014 erreichten wir die norwegische Hauptstadt. An dieser Stelle nochmal Danke an SirAtze, der uns seinen Maut-Transponder geliehen hat. Mithilfe dessen konnten wir einfach durch die Mautstationen fahren und bezahlten direkt via Kreditkarte, statt den teureren Weg über die Rechnung per Nummernschild-Scan zu wählen. Das klappte wirklich gut und kostete in Oslo 31 NOK also ca. 3,50 EUR pro Stunde (unabhängig von der Anzahl der Durchfahrten an Mautterminals). Geteilt durch vier war es kaum der Rede wert.




    Da wir mittags in Oslo waren, war es dementsprechend voll auf den Straßen. Ich habe im Leben noch nicht so viele Tesla Elektroautos auf einem Haufen gesehen – als ich Anfang 2012 auf Mini-Kreuzfahrt in Oslo war, war mir das gar nicht aufgefallen (Oh man, das ist auch schon wieder 3 Jahre her!). Elektroautos dürfen in Oslo übrigens die Bus- und Taxispur mitbenutzen und kommen so im Berufsverkehr deutlich schneller voran – schöne Idee!




    Der Besuch Oslos fiel relativ kurz aus, da Christyan und ich bereits in Oslo gewesen waren und Flo und Raiko nur ein paar schnelle Caches finden wollten – außerdem war ja bereits Freitag und somit brachen die letzten Urlaubstage an. Auf dem Weg von Oslo am Skagerrak entlang kam uns der Maut-Transponder noch mehr zugute, denn die Brücken in Schweden und Dänemark wurden so ebenfalls automatisch abgerechnet . In unserem Falle waren das die Svinesundbrücke, die Øresundbrücke und die Storebæltverbindung. Man spart übrigens inzwischen nichts mehr, wenn man statt der großen Svinesundbrücke über die Abfahrt und die kleine Brücke fährt – beide Brücken berechnen den selben Betrag .




    Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Göteborg, also beschlossen wir, uns hier ein Hotel zu suchen. Zunächst hielten wir Ausschau nach Campingplätzen, aber die hatten alle schon geschlossen. Deshalb suchten wir online nach einem adäquaten Hotel und landeten deshalb im 3 Sterne Arena Hotel im Zentrum Göteborgs. Inzwischen waren wir von der anstrengenden Woche schon relativ kaputt, zumindest ich merkte es mir schon an. Aber Urlaub ist ja nicht alle Tage, also erkundeten wir am Abend noch die hübsche Innenstadt Göteborgs und gönnten uns eine leckere Pizza Hut Pizza. Auch das Cachen kam nicht zu kurz und so wurde es doch später als gedacht, bevor es zurück ins Hotel ging .




    Samstag, der 13. September startete dann bewölkt aber trocken, nach dem Webcam-Cache in Göteborg ging es dank Geheimtipp weiter zur Borrås Skåra nach Varberg. Das ist eine ca. 100 Meter lange Schlucht, die ca. 10 Meter tief und nur 1-2 Meter breit ist. Dabei entwickelt sie ein kühles und feuchtes Mikroklima. Passend zu diesem schönen Naturgebilde gibt es natürlich einen Borrås Skåra Earthcache, bei dem man noch etwas mehr lernen konnte .







    Die kleine, aber feine Schlucht war eine nette Abwechslung zwischen den langen Autofahrten. Wir ließen uns Zeit und genossen den Ausblick am anderen Ende der Schlucht, das gleichzeitig auf die Spitze des Felsens führt.

    Je näher wir dann Malmö kamen, umso grauer wurde der Himmel. Bisher hatten wir wettertechnisch nur Glück gehabt, die ganze Zeit hatte es praktisch nicht geregnet, doch seitdem wir von Oslo gen Süden fuhren, wurde das Wetter immer herbstlicher. Und so begann es kurz vor Kopenhagen letztendlich zu regnen, während wir den Øresund querten.







    Wir ließen uns den letzten Reisetag aber nicht vermiesen und steuerten trotzdem alle geplanten alten Caches an . Neben den selten gewordenen historischen Virtuals 1807 und Checkpoint Herlev und einem Webcam-Cache, den wir in wirklich strömendem Regen nach einem Spaziergang erfolreich loggen konnten, gibt es auch in Kopenhagen einige alte Geocaches. Kippers in the Jungle (Denmark’s first) ist am 3. September 2000 platziert worden und – wie der Name schon sagt – der erste Cache Dänemarks. Da Raiko gerne die ersten Caches eines Landes findet und mir diese Lücke in meiner Platzierungsmonat-Matrix noch fehlte, scheuten wir keinen Aufwand und spazierten trotz anhaltendem Regen durchs Dickicht zur Dose. Das war ein bisschen unangenehm, dennoch nichts gegen den Cache High Tension in the Bog, platziert am 28. Dezember 2000. Zuerst war uns nicht ganz klar, von welcher Seite man den Cache am besten erreicht, denn weit und breit gab es nur Felder und Wiesen sowie ein Hinweis über aktiven Schießsport im Listing. Bei dem Schietwetter würde wohl niemand schießen und so hatten wir auf dem Spaziergang von etwa 1,5 km zum Cache unsere Ruhe. Bis auf 300 Meter an den Cache ran stapften wir auf einem Sandweg entlang, doch der endete und es wurde klar: Der Cache liegt definitiv dort hinten mitten auf der Wiese, die ewig nicht gemäht wurde. Es regnete immer noch, alles war nass und das Gras reichte mir bis zu den Kniekehlen – egal! Wir waren so weit gelaufen und eh nass, also auf zur Ammobox. Die versteckte sich dann nicht wirklich und so konnten wir uns auch in diesem historischen Cache verewigen, der hier vor fast (bzw. inzwischen mehr als) 14 Jahren gelegt worden war . Anmerkung: Wir hatten südöstlich bei N 55°56.159 E 012°28.596 geparkt, von Norden kann man vermutlich näher an den Cache heranfahren.




    Nicht zu vergessen übrigens, dass die Straußen in Kopenhagen ein famoses Stra(u)ßenschild gefunden hatten, mit dem sie unbedingt fotografiert werden wollten :



    Und wo wir schon in der Nähe waren, beschlossen wir, pitschnass im Wagen sitzend, dass es auf den kleinen Umweg auch nicht mehr ankommt, also fuhren wir noch zur CocoBox im Norden der Insel Seeland. Als wir dort eintrafen, regnete es nicht mehr und so schlossen wir die Cachetour mit einem Spaziergang durch den abendlichen Wald ab. Der Cache war ohne Probleme gefunden und als wir wieder am Auto waren, wurde gemeinschaftlich entschieden, ohne Stopps zurück nach Deutschland zu fahren. Mittlerweile war es Samstag Abend, hinter uns lagen 8 Tage auf Achse und ca. 3.000 km auf Straßen. Während die eine Hälfte auf der Rückbank schlief, hielt sich die vordere Reihe mit Gesprächen wach .



    Irgendwann um ca. 2 Uhr morgens erreichten wir den McDonalds in Flensburg. Dort machten wir eine Pause, aßen sozusagen zu Abend und regten uns über den desolaten Service auf. Tja, auch so manch ein Mitarbeiter einer Fastfoodkette ist mit vier Kunden überfordert. Aber wenn keiner Burger brät und alle nur an der Fritteuse quatschen… egal, nach Burger und Eis trafen wir irgendwann in Kiel ein und verabschiedeten uns. Christian, Flo und ich mussten ja noch weiter nach Lübeck, um dort völlig geschafft, aber glücklich in unsere Betten zu fallen .

    Das war somit also der letzte Abschnitt meines Reiseberichts zu unserem Trip quasi einmal umme Ostsee. Ich hoffe, euch haben die vielen Fotos nicht überfordert, aber Bilder geben die Geschichten einfach viel besser wieder und lassen auch mich so schön in Erinnerungen schwelgen – schließlich ist die Reise jetzt auch schon wieder 4 Monate her ! Da dieser Abschnitt jetzt auch schon wieder sehr lang geworden ist, folgt wahrscheinlich noch ein weiterer Blogeintrag mit dem Fazit .

  • Quasi einmal umme Ostsee – Teil 3: Von Helsinki über die Åland Inseln nach Stockholm

    Nach Teil 1 und Teil 2 folgt jetzt Teil 3 unserer Reise quasi einmal umme Ostsee . Keine Ahnung, wie viele Teile noch folgen, aber dieser ist auf jeden Fall nicht der letzte.



    Einigermaßen ausgeschlafen wachten wir in unserem akzeptablen Hotel in Tallinn auf. Wir hätten eigentlich noch viel länger in den Federn liegen können, aber die Fähre nach Finnland war gebucht und so ging es am Dienstag, den 9. September 2014, in aller Frühe zum Tallinner Terminal. Die Fähre kam pünktlich und im Sonnenaufgang verließen wir Estland mit einem wundervollen Blick auf die Tallinner Skyline.





    Mittendrin hielt unsere Fähre kurz, scheinbar für eine Rettungsübung, im Endeffekt ließ die Crew ein Schlauchboot am Schiff hinab, fuhr damit einmal im Kreis und holte es wieder ein. So viel Spannung so früh am Morgen ! Wir erreichten trotzdem pünktlich Helsinki und legten direkt an der Innenstadt an. Komfortabler kann man die finnische Hauptstadt kaum erreichen .






    Wir verbrachten den Vormittag und Mittag damit, Helsinki zu erkunden – da haegar1974 schon im Winter auf einem Kurztrip in Helsinki gewesen war, hatten wir diesmal einen „Ortskundigen“, der uns zu einigen schönen Ecken führen konnte. Da er damals ohne Auto mit dem Schiff angereist war, kannte er allerdings keine guten Parkplätze und so hauten wir auf den Putz und parkten zwischen Maseratis und Lamborghinis im Luxus-Parkhaus, das eher einem Bergbau ähnelte.



    Wir zahlten am Ende für 2 Stunden und 19 Minuten parken 14 EUR, den Parkschein haben wir wiederbekommen und den hält haegar1974 in Ehren . So hatten wir es zumindest nicht weit bis in die Stadt, die sich von ihrer schönsten Seite zeigte:





    Mir fiel direkt auf, dass die finnische Sprache „live“ noch witziger ist, als das was man von Deutschland aus so mitbekommt. Geoaches heißen Geokätkö und auch sonst haben alle Namen unglaublich viele Umlaute und Vokale .

    Nach der Besichtigung der Innenstadt entschieden wir uns, einen Abstecher zu einer Webcam in der Nähe zu machen – schließlich ist dieser „grandfathered“ Cachetyp nicht mehr allzu oft anzutreffen . Hinzu kam, dass die T-Wertung mit 4.5 angegeben war, denn man musste entweder eine lange Leiter oder zumindest eine lange Teleskopstange mitbringen, um das Navi in die Kamera halten zu können. Die Webcam war und ist eine Verkehrsüberwachungskamera und deshalb hängt sie ziemlich hoch auf einer Fußgängerbrücke. Wir gaben alles, doch unsere 3,80 Meter Teleskopleiter reichte nicht aus. Auch das Navi an die Leiter geklebt wollte nicht in der Kamera auftauchen. Dazu sei gesagt, dass nur alle 10 bis 15 Minuten ein neues Bild aufgenommen wurde. Da die Kamera danach kurz um 180 Grad schwenkte, um die andere Seite der Straße zu fotografieren, hatten wir zumindest einen Ansatzpunkt. Aber auch nach mehreren Anläufen wollte es nicht klappen und so gaben wir irgendwann auf . Hat trotzdem Spaß gemacht .

    Nachmittags ging es für uns dann weiter Richtung Westen, das Ziel war Turku. Auch hier hatten wir eine Unterkunft gebucht, diesmal ein Apart-Hotel mit individuellen Zimmern. Vorher dachte ich beim Buchen der Unterkunften in Turku und Tallinn, dass wir bei Turku überrascht werden würden und bei Tallinn eigentlich alles okay sein müsste, doch am Ende war es genau anders herum. Während die Absteige in Tallinn winzige in die Jahre gekommene Zimmer mit ausgeblichener Musterbettwäsche und nicht ablaufenden Duschabflüssen hatte, erwartete uns in Turku ein sauberes, großes Aparthotel mit einem sehr netten Gastgeberpaar. Zwar war der Zugang nicht so leicht zu finden, da das Hotel in einem Gebäudekomplex mit diversen Firmen ist, aber dann war alles sehr herzlich. Das Paar hat zwei niedliche Doggen und die Zimmer waren geräumig, toll möbliert und dekoriert und auch sauber. Also falls ihr mal in Turku seid, empfehle ich euch das Hotel Ensitila Oy als Unterkunft .

    Wir entluden den Wagen und machten uns dann auf den Weg zu Viikinkiravintola Harald, ein Restaurant ganz im Stile der Wikinger, das uns von einem Cacherfreund wärmstens empfohlen wurde . Auch wenn wir bisher eher sparsam gewesen waren, ließen wir es hier richtig krachen und gönnten uns ein vorzügliches Wikingermahl im besten Ambiente. Danke für die Empfehlung nochmals an dieser Stelle! Das Cinnamon Beer vermisse ich jetzt schon schmerzlich.




    Nachdem wir uns kugelrund gegessen hatten, machten wir noch einen abendlichen Cachespaziergang durchs nächtliche Turku, bevor wir in unsere Betten fielen. Am nächsten Morgen standen wir wieder in aller Frühe auf, denn die Fähre zu den Åland Inseln sollte früh losfahren. Allerdings nicht so früh wie ich dachte… ich war in der Zeile verrutscht und hatte uns alle so eine Stunde zu früh hochgescheucht . So hatten wir am nebligen Morgen in Turku noch ein Stündchen Zeit für ein paar Caches, bei denen wir keiner Menschenseele begegneten.

    Auch diese Fähre war pünktlich und schipperte uns am Mittwoch, 10. September, zwischen tausenden kleiner Inseln nach Mariehamn, der Hauptstadt der Åland Inseln. Die Åland Inseln gehören eigentlich zu Finnland, sind jedoch weitgehend autonom und die einzige Amtssprache ist Schwedisch. Während wir in Estland schon sehr die Einflüsse von Finnland bemerkt hatten, vor allem durch umlautlastige Namen, waren wir überrascht, dass die Åland Inseln doch eher in Richtung Schweden orientiert zu sein scheinen, obwohl sie offiziell zu Finnland gehören. Bei geocaching.com sind sie jedoch als eigenes Land gelistet und so waren sie ein fester Punkt in unserer Planung.








    Dass wir den Umweg nach Mariehamn gemacht haben, bereue ich nicht. Ganz im Gegenteil: Die Åland Inseln bieten wunderschöne Landschaft und man kann dort richtig gut entspannen. Wir verbrachten eine Nacht in und um Mariehamn und konnten die tolle Atmosphäre der Inseln ein kleines Stückchen genießen. Am Nachmittag machten wir zunächst einen Abstecher nach Storby, ans westliche Ende der Inseln, um nach einem Stopp in einen Supermarkt bei Land’s end on Åland eine Kaffeepause einzulegen. Spontan beschlossen wir, den Weg zurück zu Mariehamn die Postcaches-Serie zu suchen und dabei ein wenig die Landschaft zu genießen.




    So vertrieben wir uns den Nachmittag und erreichten gegen 20 Uhr wieder Mariehamn. Was wir nicht bedacht hatten: Die Åland Inseln sind mit knapp 28.000 Einwohnern relativ ländlich und so haben die Geschäfte und Restaurants – vor allem innerhalb der Woche und in der Nebensaison – nicht allzu lange geöffnet . Da die meisten Restaurantküchen schon geschlossen hatten, endeten wir bei einem kleinen Dönerladen neben einer Tankstelle namens Alis Kebab, bei dem wir den teuersten Döner unseres Lebens aßen. Da wir hungrig waren, lohnten sich die 8 EUR pro Döner trotzdem und wir genossen jeden Bissen . Gesättigt ließen wir uns dann in einer netten Rockkneipe namens Dino’s Bar & Grill nieder. Als auch die mit dem Fegen begannen, schlugen wir uns die Nacht mit weiteren Geocaches um die Ohren, bevor wir gegen 3 Uhr morgens einen adäquaten Stellplatz für den Bus und uns suchten. Dort gönnten wir uns ein Nickerchen, denn auch an diesem Morgen wartete die dann aber letzte Fährfahrt auf unserer Reise auf uns. Es sollte im Morgendunst nach Stockholm bzw. Kapellskär in Schweden gehen.




    Inzwischen war Donnerstag, der 11. September und wir erreichten das schwedische Festland planmäßig. Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Stockholm, das der finnischen Hauptstadt in Glanz und Gloria kaum nachsteht . Auch Stockholm hat wunderschöne Gebäude und sogar einen Freizeitpark mitten in der Stadt.







    Nach einem Spaziergang durchs Zentrum standen noch zwei Webcams und einige alte Caches auf dem Plan. Schon auf der Suche nach der ersten Webcam am Stockholmer Bahnhof machten wir so ziemlich alles falsch. Eigentlich sah alles einfach aus: Die Webcam filmt einen Bahnsteig, im Hintergrund ist eine Unterführung. Wir waren „nur“ 50 Meter entfernt, also nahmen wir mal die Fußgängerunterführung in der Nähe – und landeten auf der anderen Seite des Bahnhofs! Gut, da ist eine Fußgängerbrücke, gucken wir von da aus mal, ob wir was sehen. Ja, da hinten. Okay, man muss in den Bahnhof rein, um aufs Gleis zu kommen. Also taten wir das… und standen ein Gleis daneben. Obwohl das doch das erste Gleis im Außenbereich war?! Schließlich fanden wir doch den richtigen Zugang und konnten uns ablichten lassen. So eine bescheuerte Aktion !



    Etwas südlicher lag ein Verkehrsüberwachungskamera-Webcamcache, bei dem wir uns mehr Glück erhofften als in Helsinki. Naja, was soll ich sagen… eigentlich hatten wir kaum mehr Glück. Die Kamera macht ca. alle 5 Minuten ein neues Bild. Auf dem Weg prüften wir immer wieder, ob die Kamera funktioniert. Sie lief tadellos und stellte immer wieder neue Fotos online. Gut, wir stiegen aus, bereiteten unsere famosen Kopfbedeckungen vor, mit denen man sich laut Listing zu erkennen geben sollte… und die Webcam zeigte folgendes:




    Orr… wir dachten, man wolle uns verarschen . Wir warteten Minute um Minute, doch das Fehlermeldungs-Bild blieb bestehen . Also improvisierten wir und machten ein paar Fotos von uns selbst, was sich spontan als Super-Selfie-Fail entpuppte. Ihr ahnt ja gar nicht, wie aufwendig es ist, vier Personen auf ein Foto zu kriegen :




    Am Ende waren wir doch alle zu erkennen und haben inzwischen sogar die Logerlaubnis erhalten. Die Webcam funktionierte übrigens den ganzen Tag nicht mehr. Gemeines Ding… aber auch eine spaßige Aktion, die ich nicht so schnell vergessen werde .

    Außerdem haben wir noch einige alte Caches gefunden:

    Match Stash trägt dabei sogar den sehr kurzen GC Code GC4D, auch am Namen erkennt man, dass es sich um eine alte Dose handelt. Früher hießen Caches nämlich „Stash“ statt „Cache“. Seit über 14 Jahren liegt der Cache nun dort am Rande Stockholms. Allgemein gilt: Wer auf die Platzierungsmonats-Matrix achtet, kann durchaus mal eine Reise nach Stockholm in Betracht ziehen. Wie man an meiner Liste sieht, gibt es dort viele alte Geocaches, die immer noch gepflegt werden. Finde ich gut!

    Am Abend machten wir uns dann auf den groben Weg nach Oslo, wie es weiter geht folgt dann in Teil 4 dieses Berichts .

    >> Weiterlesen: Teil 4: Stockholm, Oslo und Kopenhagen

  • Quasi einmal umme Ostsee – Teil 2: Von Vilnius über Riga nach Tallinn

    Nach Quasi einmal umme Ostsee – Teil 1: Fähre nach Klaipeda und russische Exklave Kaliningrad folgt nun endlich Teil 2.



    Wir hatten also die russische Enklave Kaliningrad verlassen und waren zwar zeitaufwändig, aber ohne Probleme, in die EU zurück gekehrt. Am Abend erreichten wir Vilnius (zu deutsch Wilna), die Hauptstadt Litauens. Es war zwar schon dunkel, aber wir parkten direkt im Zentrum und konnten so trotzdem einige schöne Plätze entdecken – und ganz nebenbei Caches wie Sv.Kazimiero baznycia/Church of St Casimir und Vilnius Town Hall/Vilniaus rotuse suchen, die übrigens sehr kreativ versteckt sind und sich ihre Favoritenpunkte definitiv verdient haben.

    Zum Abschluss haben wir dann bei Vilnius Panorama #2 die Aussicht genossen, der nächtliche Blick über Vilnius war wirklich schön! Dieser Cache ist im Moment übrigens mein östlichster gefundener Cache ! Da ich keine Fotos machen konnte, weil ich kein Stativ o.ä. zur Hand hatte, hier ein ähnlich hübsches Foto bei Tag :



    Zwar ist Vilnius mit 500.000 Einwohnern keine Metropole, ich bin trotzdem ein wenig wehmütig, dass wir nicht länger bleiben konnten. Denn schon bei unserem kurzen Besuch wurde klar, dass es noch so viel mehr zu sehen gibt! Aber erstmal war Sonntag Abend, wir waren seit knapp eineinhalb Tagen wach und so langsam knickten wir alle ein. Also machten wir uns auf den Weg Richtung Riga und schauten mal, wie weit wir konnten, bis auch der letzte Fahrer ein Veto einlegte. Das passierte irgendwann um 3 Uhr morgens auf der A10 / E67 zwischen Panevėžys und der Grenze zu Lettland. Wir parkten auf einem verlassenen Rastplatz (eigentlich nur eine recht große, asphaltierte Ausbuchtung der Straße) und kuschelten uns in unsere Kissen. Unsanft geweckt wurden wir dann wenige Stunden später, als ein LKW neben uns das Rückwärtsgangpiepen verlauten lies. Wir wurden wach und erkannten, dass auf dem Rastplatz plötzlich mehrere LKW umherrangierten und sich daran störten, dass wir dort parkten. Wo auch immer die zwischen 3 und 6 Uhr morgens herkamen und warum genau sie mitten in der Pampa umherrangierten werden wir wohl nie erfahren. Es lief dann aber alles reibungslos und nach einem weiteren Nickerchen brach für uns der neue Tag an.

    Es war inzwischen Montag, 8. September 2014 und wir begaben uns weiter Richtung Norden. Auf dem Weg wurden einige Caches gesucht, bei Sport complex „Musa“ legten wir eine Pause ein und gönnten uns in aller Ruhe ein ausgiebiges Frühstück inkl. Morgendusche . Den Cache konnten wir leider nicht finden, aber das machte nichts, der Ausblick auf eine in die Jahre gekommene Brücke und den Fluss entschädigte für den Abstecher allemal.




    Über das Programmierer-Mekka „Code“ ging es weiter zu einem Zwischendurch-Tradi namens Labyrinth, an dem uns ein Cachewächter auflauerte:




    Der qurlige Dackel freute sich sehr über so viel Action und neue Leute, dass er uns gar nicht gehen lassen wollte . Am späten Vormittag erreichten wir Riga, die lettische Hauptstadt, in der knapp 700.000 Menschen leben. Während Vilnius zumindest bei mir den Eindruck machte, dass es viele alte, aber sehr gut erhaltene Gebäude gibt, erschien mir Riga am modernsten von den baltischen Hauptstädten. Den 368,5 Meter hohen Rigaer Fernsehturm sieht man schon aus weiter Ferne und auch andere moderne Bauten ragen in die Höhe.




    Trotzdem ist die Altstadt sehr gut erhalten und gepflegt, es erinnerte mich ein bisschen an Lübeck mit den vielen historischen Häusern und Kirchen. Genau wie Lübeck ist auch die Innenstadt Rigas seit 1997 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.



    Wir stellten das Auto ab und gönnten uns ein paar Stunden in der Rigaer Altstadt. Die Sonne schien und wir visierten ein paar Caches an. In Riga konnten wir als Container ausschließlich kleine, magnetische Rörchen finden, wie ich sie von Verpackungen von Stiftminen kenne.






    Neben dem Rigaer Dom und der Petrikirche ist auch das Freiheitsmonument sehenswert. Es steht für die lettische Souveränität, die drei goldenen Sterne symbolisieren die drei Regionen Lettlands: Kurzeme, Vidzeme und Latgale. Wissenswert ist auch, dass die Statue erhobenen Hauptes nach Westen blickt, während in Ketten gelegte Skulpturen gen Osten blicken.

    Zum Abschluss des Rundgangs genossen wir noch einen Kaffee im TeaHouse TB/GC Graveyard und gingen dann über andere Gassen zurück zum Auto. Wie man sieht, war Riga bei Sonnenschein sehr fotogen .






    Nachmittags besuchten wir dann noch den Virtual Kurtenhof, eine Zweiter-Weltkrieg-Gedächtnisstätte, an der zu Nazizeiten ein Konzentrationslager stand. Über 100.000 Menschen wurden hier zwischen 1941 und 1944 getötet – heute erinnert ein aufwändiges Monument mit riesigen Skulpturen und einer Bilderausstellung an die grausamen Taten. Auch wenn ich die Machenschaften der Nazis aufs Tiefste verabscheue und mich davon distanziere, wurde mir doch mulmig. So etwas darf nie wieder passieren und wir müssen alles tun, um solche Greultaten zu verhindern!





    Nach dem Besuch des Virtuals ging es an der Ostseeküste entlang weiter nach Tallinn. Hier standen dann auch die ersten alten Caches auf dem Plan. Lighthouse stash / Majaka aare wurde am 20. Mai 2001 platziert und lag direkt auf dem Weg. Ich habe zwar keine Ahnung, wo genau der Leuchtturm sein soll, aber den Cache konnten wir inmitten in einem Nadelwäldchen recht schnell finden. Bei Master’s stash / Meistri aare hatten wir weniger Erfolg. Nach einer kleinen Offroad-Exkursion mit viel weißem Staub hatten wir immer noch keinen Zugang gefunden, also haben wir abgebrochen, statt uns durchs Farn-Dickicht zu kämpfen . Mehr Zeit wäre an dieser Stelle hilfreich gewesen .



    Es ging hochmotiviert weiter zu Varbola, der etwas abenteuerlicher zu erreichen war. Nach einem knappen 4km Umweg erreichten wir die Parkkoordinaten und in der Dämmerung kämpften wir uns dann zum Cache vor. Flo und Christian auf der einen Seite, Raiko und ich auf der anderen. Mitten in der Pampa hatten die beiden den richtigen Weg gewählt und so konnten wir uns alle im Logbuch des am 30. August 2001 veröffentlichten Caches verewigen.




    Am Abend erreichten wir dann Tallinn und checkten ins Economy Hotel ** ein – die erste Dusche und das erste Bett seit wir die Fähre in Klaipeda verlassen hatten! Deshalb war uns auch egal, dass die Zimmer rustikal, winzig und nicht ganz in Schuss waren (dafür war das Personal wirklich nett und zuvorkommend!). Tallinn ist die estnische Hauptstadt mit ca. 430.000 Einwohnern. Hauptsache erstmal sauber werden und dann was zu essen suchen! Wir irrten ein wenig planlos durchs nächtliche Tallinn und suchten dabei ein paar Caches, bevor wir im Taco Express landeten. So fand der vierte Tag auf Reisen einen gemütlichen Ausklang, bevor wir tot in unsere rustikalen Betten fielen.

    Das war nun der zweite Teil unserer Reise quasi einmal umme Ostsee. Der härteste Teil der Tour lag hinter uns und wir holten uns endlich wieder eine Portion Schlaf außerhalb von Berta II, unserem Multivan . Ich habe viele positive Eindrücke von den baltischen Hauptstädten gewonnen und bin sicher, dass ich sie noch einmal besuchen möchte, um in Ruhe weitere tolle Ecken zu sehen.

    Als Orientierung und Übersicht hier noch einmal die Karte von der Ostsee:



    Bildquelle: Wikipedia Ostseegliederung


    Im nächsten Teil geht es weiter von Helsinki über Turku und die Aland-Inseln nach Stockholm. Doch für heute ist erstmal Schluss – auf dass ich nicht wieder so lange brauche wie von Teil 1 bis Teil 2 .

    >> Weiterlesen: Teil 3: Von Helsinki über die Åland Inseln nach Stockholm

  • Quasi einmal umme Ostsee – Teil 1: Fähre nach Klaipeda und russische Exklave Kaliningrad

    Schon vor Jahren hatten wir in verschiedensten Konstellationen gescherzt, dass man ja einmal mit einem Auto um die Ostsee fahren könnte. Wie die meisten Dinge wurde das erstmal verworfen, doch im Jahr 2013 kamen Durvir, haegar1974, Christyan und ich erneut auf besagte Idee…

    Nachdem ein adäquater Termin gefunden und Urlaubstage eingereicht (und genehmigt ) worden waren, begann die endgültige Planung. Es sollte also einmal um die Ostsee gehen – Was konnten wir machen und was war zeitlich nicht drin?



    Bildquelle: Wikipedia Ostseegliederung


    Es wurde zunächst recherchiert, ob es machbar wäre Russlands Exklave Kaliningrad oder Weißrussland zu besuchen. Wir entschieden uns für Russland und gegen die letzte Diktatur Europas und beantragten die Visa für Kaliningrad . Das erwies sich als gar nicht so leicht! Primäres Problem war eine Einladung, die wir, da wir nicht übernachten wollten, nicht so wirklich hatten . Zur Erklärung: Russland verlangt für ein Visum mehrere Dinge, genauer gesagt sind das eine Einladung (zum Beispiel von einem Hotel oder einem Freund/Familienangehörgen), ein Auslandsreisekrankenversicherungsnachweis, ein ausgefülltes Online-Formular mit diversen Angaben wie persönliche Daten (Name, Adresse, Geburtstag,…), Details zur Arbeitsstelle, bisherige Russland-Besuche, etc. und der Reisepass für das Einkleben des Visums. Da die Beantragung also nicht ganz trivial war, beschlossen wir, unsere Visa über eine Agentur zu beantragen. Die Agentur stand uns mit Rat und Tat zur Seite und übernahm die Beantragung beim russischen Konsulat. Die Unterlagen zusammen sammeln mussten wir zwar trotzdem, aber irgendwann hatten wir alles benötigte beantragt und der ganze Papierkram ging zur Agentur. Ende der Geschichte: Wir bekamen überpünktlich unsere Reisepässe mit den Kaliningrad-Visa zurück . Gekostet haben sie 85 EUR pro Person, das ist je nach Agentur und Art des Visums (für Touristen z.B. Transit oder nur Einreise) unterschiedlich und ändert sich wahrscheinlich auch mit der Zeit.

    Aber wir hatten nicht nur die Visabeantragung zu erledigen: Es wurden fleißig „wichtige“ Caches zusammengesucht und evaluiert, welche Dosen gemacht werden sollten und welche zu weit ab vom Schuss lagen. Am Abend vor der Abreise waren unsere Navis und die GSAK Datenbank im Notebook mit knapp 6.000 Geocaches befüllt, als Backup und zur Übersicht wurden Tabellen und Kartenausschnitte gedruckt und auch alle wichtigen Dokumente und Reservierungen lagen inklusive Kopien vor. Die Taschen waren gepackt, Checklisten wurden abgehakt, ein wenig Reiseproviant gekauft, Umrechnungkurse notiert,… es gab wirklich einiges zutun! In den Wochen vor Beginn der Reise stiegen Vorfreude und Aufregung ins Unermessliche. Wird uns auch nichts passieren? Hoffentlich klappt alles mit der Russland-Einreise! Schaffen wir die gebuchten Fähren?



    Am 5. September 2014 war es dann soweit: Um 22 Uhr sollte die Fähre von Kiel nach Klaipeda ablegen. Wir trafen uns bei haegar1974 und beluden den Multivan mit all unserem Kram. Es wurde mehrfach geprüft, ob wir alles Wichtige eingepackt hatten und dann ging es auch schon los.

    Wir hatten im Voraus die Fähren für Kiel-Klaipeda, Tallinn-Helsinki, Turku-Mariehamn und Mariehamn-Kapellskär gebucht. Daraus ergab sich folgende Route:



    Ein Klick aufs Bild vergrößert die Karte!


    Die Preise für die Fähren waren eigentlich alle angemessen. Da die Fahrt nach Klaipeda knapp 21 Stunden dauerte, bezahlten wir für 4 Personen plus Auto inklusive zwei Doppelkabinen (mussten wir mit buchen) 505 EUR. Die weiteren Fähren dauerten nur wenige Stunden und deshalb mussten wir keine Kabinen mitbuchen. So kostete Tallinn-Helsinki 103 EUR, Turku-Mariehamn 54 EUR und Mariehamn-Kapellskär sagenhafte 20 EUR gesamt für 4 Personen mit Auto !

    Zurück zum Beginn der Reise in Kiel: Nachdem wir verstanden hatten, dass man sich im Haus der DFDS Reederei im Hafenbereich mit Papieren anmelden muss, um im Schiff einzuchecken, lief alles glatt (wobei das Schiff eine abenteuerliche Rampe zum Autodeck bot ).





    Als wir um 22 Uhr recht pünktlich ablegten, war es bereits dunkel, das Wetter war mild und wir hatten einen schönen Blick aufs nächtliche Kiel. Die Ostsee war ruhig und glatt (das hatte haegar1974 im Winter zuvor auf dem Weg nach Helsinki ganz anders erlebt) und wir verbrachten ruhige und entspannte Stunden auf der DFDS Fähre. Verglichen mit der Color Line nach Oslo gab es an Bord eigentlich keine Unterhaltung bis auf ein paar Spielautomaten. Die Bars und Restaurants schlossen recht früh und auch der Bordshop war klein und es gab nichts Interessantes. Aber zum Glück hatte ich ein Buch dabei .





    Außerdem mussten wir Energie sammeln, denn die erste gebuchte Übernachtung war erst in Tallinn, da wir durch die Russland-Exkursion nicht abschätzen konnten, wann wir genau wo sein würden.

    Unter Beachtung der neuen Zeitzone (eine Stunde später als in Deutschland, also GMT+3) trafen wir um 20 Uhr in Klaipeda ein. Bei der Einfahrt in den Hafen konnten wir im Sonnenuntergang Klaipeda betrachten – dort würden wir uns die Nacht um die Ohren schlagen, bevor es im Morgengrauen in Richtung Russland gehen sollte.







    Nach einer Slalomfahrt zwischen Sattelschleppern und Containeranhängern erreichten wir Klaipeda und begaben uns direkt auf die Suche nach dem ersten Cache: Klaipėdos laivų statybos ir remonto mokykla wurde nach kurzer Suche unser erster Fund in Litauen . Es folgten noch einige weitere Caches in Kleipeda, dann legten wir uns ein paar Minuten im Auto aufs Ohr – vier Mann, vier Scheiben zum Ankuscheln quasi . Eigentlich wollten wir uns schon abends in Richtung Kurische Nehrung (Landzunge westlich von Klaipeda, die am Wasser bis Russland verläuft) begeben, aber es gab nur eine Fähre und die letzte hatten wir verpasst. Also nahmen wir früh am Morgen die erste Fähre zur Nehrung, neben uns gab es eigentlich nur Angler auf Fahrrädern auf der Fähre, was die wohl von uns dachten… . Wir erhofften uns, dass wir am Grenzübergang auf der Nehrung nicht lange warten mussten (und wir sollten Recht haben). Doch vorher durften wir erstmal unerwartet Naturschutz-Maut in Litauen zahlen. Kurz dachten wir, das wäre schon ein vorgezogener Grenzübergang… Um wenige Euro ärmer war die nächste Schranke dann aber die Grenze von Litauen.






    Kurz die Reisepässe vorgezeigt und schwupps waren wir raus aus der EU. Soweit kein Problem. Ein paar Meter weiter gab es dann das Grenzgebäude der Russischen Förderation. Ein junger blonder Mann in Uniform und Polizeischelle und LED LENSER P14 in der Hand (ja, ich achte um 8 Uhr morgens auf sowas ) wies uns an, anzuhalten und zum Grenzhäuschen zu gehen. Er sprach scheinbar kein Wort deutsch oder englisch – nicht so schlimm, wir verstanden uns auch mit Gesten. Allerdings schien keiner der russischen Grenzbeamten auch nur ein Wort in einer anderen Sprache als russisch zu sprechen. Man gut, dass haegar1974 in der Schule russisch hatte . So füllten wir mithilfe von Gesten und Worten wie Немецкий (Nemetskiy), спасибо (spasibo) und четыре (chetyre) gemeinsam mit der Grenzbeamtin die Einreiseformulare und Zollerklärungen aus. Das Formular war zwar auch auf deutsch verfügbar, allerdings entsprach das eher einer google Übersetzung und war auch so nicht in allen Punkten verständlich. Immerhin war die Beamtin so hilfsbereit, den Zollwert des 2012er Multivan auf 6.000 EUR zu schätzen und so ins Formular einzutragen . Außerdem wurden wir gar nicht gefragt, ob wir zu verzollende Waren dabei hatten, das wurde einfach alles so angekreuzt. Lediglich Fahrzeugnummer, Fahrzeugschein und Details zum Auto waren relevant und wurden geprüft. Ansonsten gab es nur einen kurzen Blick in den übervollen Kofferraum, dann durften wir nach ca. einer halben Stunde Formularwirrwar und Personenprüfung in Russland einreisen. Juhu! Insgesamt also alles chaotisch, aber die Grenzbeamten waren sehr freundlich und alles verlief unkompliziert. Mit Russischkenntnissen hat man an dieser Stelle aber definitiv Vorteile .

    Kurz nach der Grenze gab es dann wieder eine Schranke. Was gab es denn nu wieder? Na die Naturschutzmaut von russischer Seite! Ich konnte leider keine Fotos machen, aber es war eine ältere russische Dame in einem kleinen Container im Wald am Straßenrand, zu dem ein paar Gehwegplatten führten. Daneben ein Dixiklo und ein paar Telefonleitungen – that’s it. Vor dem Container saß noch ein niedlicher Hund, und wir waren mittendrin. Die Dame sprach uns direkt auf russisch an und als sie erkannte, dass wir kein Wort verstanden, redete sie nur noch schneller russisch und gestikulierte dazu wild herum . Das half eigentlich nicht, also wurde der Taschenrechner gezückt und der Mautbetrag eingetippt: 300 Rubel – aber als sie hörte, dass wir nur Euros haben, schien sie mit dem Umrechnungskurs überfordert zu sein. Ich hatte im Auto zwar alle Kurse notiert, aber die Kreditkarte war hier skurrilerweise die einfachere Wahl. Dass es hier kein fließend Wasser gab, aber einen Kabelanschluss für Kreditkartenbuchungen werde ich wohl nie vergessen! Wir haben alles gegengecheckt und die knapp 6 EUR Maut wurden ganz normal abgebucht, also kein Betrug oder sonstwas . Nach dieser Aktion gab es dann aber keine weiteren Wegzölle und wir waren ganz in Russland angekommen. Der erste russische Cache, den wir suchten, war Rossitten. The Dew Village in einem kleinen verschlafenen Ort (vielleicht war er auch nur verschlafen, weil es Sonntagvormittag um ca. 9 Uhr war…).





    Es war ein kleines Döschen in einem Baumstumpf, das wir nach Abwarten einiger Hundemuggel problemlos finden und loggen konnten. Ein bisschen komisch kam ich mir ja schon vor, vor allem bei dem Gedanken, auf russisch angesprochen zu werden, kein Wort zu verstehen und nichts passendes antworten zu können. Aber hier war nichts los und so klappte alles problemlos .

    Nach dem Fund ging es weiter Richtung Kaliningrad, wobei wir zunächst nordwestlich cachten, und dann eigentlich durch Kaliningrad weiter fahren wollten. Allerdings fand am heutigen Sonntag eine Art Fahrradtour statt und dafür waren einige wichtige Straßen rings um die Stadt Kaliningrad gesperrt worden . Wir warteten erst ein wenig und sprachen dann einen jungen Russen an, der ebenfalls in der Autoschlange stand. Ich fragte auf englisch, ob er wüsste, wie lange es wohl noch dauern würde, bis alle Radfahrer vorbeigefahren waren, doch so richtig konnte er auch kein englisch, also zeigte er auf zwei Polizisten und sagte „He don’t know“. Okay, zumindest wussten wir nun, dass wir doch einen 20 km Umweg fahren mussten, denn sonst gab es keine Straßen, die nicht gesperrt waren… Also fuhren wir auf der neuen Autobahn 27A Richtung Osten.





    Die Autobahn erinnerte fast an deutsche Autobahnen: Neu, glatt, Fahrstreifentrennung, Auffahrten in Schleifen, Leitplanken,… es gab sogar Straßenlaternen! Als wir dann aber auf die Hauptverbindungsstraße von Kaliningrad nach Vilnius (und laut Ausschilderung auch Moskau und St. Petersburg ) wechselten, wurde aus der gewohnten Autobahn irgendwie etwas anderes. Laut Karten heißt die Straße zwar A229 und ist in der OSM genau so Autobahngrün wie die 27A, aber sie sah eher aus, wie aus den Dashcam-Youtube-Videos. Zunächst parkten diverse Autos am Straßenrand, weil scheinbar perfektes Wetter zum Pilzesuchen war. Weitere Leute nutzten dies, um an kleinen improvisierten Ständen am Rand der „Autobahn“ ihre gesammelten Pilze zu verkaufen. Ansonsten fuhren Radfahrer auf der Straße und es gab Haltestellen, die durch Zebrastreifen verbunden waren. Ja, ihr habt richtig gelesen: Zebrastreifen auf einer Strecke, auf der man (wenn ich mich recht erinnere) 100 fahren darf. Aber wir waren ja mental auf alles vorbereitet, auch wenn ich eigentlich nicht diese Youtube-Video-Vorurteile haben wollte… Auf der A216 kamen uns dann auch noch ein paar Kühe entgegen – ja, es war schon etwas abenteuerlich auf Russlands Straßen .






    Nachdem wir 6 Geocaches gefunden hatten, entschieden wir uns noch zu einem FTF Versuch ein wenig abseits der eigentlichen Route ganz im Südosten des Kaliningrad Oblast. Der Cache Kristijonui Donelaičiui – 300 war am 28. August veröffentlicht worden und hatte bis zu unserer Abreise am 5. September noch keinen Log gehabt. Wir verließen also die Autobahn und drangen bis in die so ziemlich letzte Ecke vor. Die Straßen wurden schmaler, bis es irgendwann nur noch Feldwegartige Schotterpisten waren, doch am Ende erreichten wir das Dörfchen Чистые пруды (Chistye Prudy) und die Kirche, neben der der Cache an einem Gedenkmuseum liegen sollte. Es war 17 Uhr und das Museum schloss gerade, sodass wir zunächst wie Touristen taten, die einfach die Kirche fotografieren wollten. Wir wurden zwar noch gefragt, ob wir ins Museum wollen würden, aber das verneinten wir (trotzdem sehr freundlich von der Dame!). Kurze Zeit später war die Luft rein und wir konnten um die Ecke biegen, um den Behälter unter einer Steinplatte zu finden. Ich hatte es ja sehr gehofft und wir hatten dann tatsächlich das Glück, einen FTF in Russland zu machen! Vor uns war noch niemand dort gewesen und so trugen wir uns als Erste im Logbuch ein .





    Dann sollte es aber endlich weiter nach Vilnius, der litauischen Hauptstadt gehen. Wir hatten eigentlich gedacht, dass eher die Einreise in Russland der schwierige Teil sein sollte, allerdings gab es an der Grenze nach Litauen (was wohlbemerkt in der EU ist) eine lange Schlange aus LKWs und Autos, an der wir uns hinten anstellen durften. Nach problemlosem und schnellem Verlassen der Russischen Förderation hingen wir dann zwischen den Staaten im Niemandsland fest und warteten und warteten… Nach über zwei Stunden waren wir dann endlich dran und 10 Minuten später befanden wir uns wieder in Litauen.






    Wer genau hinsieht, erkennt, dass vor uns in der Schlange eigentlich nur VW Passat Autos standen – ich habe keine Ahnung warum, aber das sah schon witzig aus .

    Das war also der Beginn unserer Reise und unsere Erlebnisse aus Klaipeda und Russland. In Russland konnten wir insgesamt 7 von 11 Geocaches finden, in der Kartenübersicht sieht das so aus:




    Die Erlebnisse waren auf jeden Fall die Visakosten und den ganzen Aufwand wert, die Reise nach Kaliningrad werde ich sicher nicht so schnell vergessen und es hat trotz Kommunikationsproblemen und wirren Autobahnregelungen Spaß gemacht. Die Geocaches an sich waren zwar eigentlich nichts besonders tolles, doch im Urlaub zählte für uns definitiv mehr das „Drumherum“. Ohne Geocaching wäre ich vermutlich niemals in beschaulichen kleinen Orten wie Chistye Prudy gelandet.

    Weiter geht es in einem neuen Blogeintrag, damit das Laden der Beiträge und der vielen Bilder am Ende nicht eure Browser in den Tod stürzt . Der Eintrag muss allerdings erst noch geschrieben werden…

    >> Weiterlesen: Teil 2: Von Vilnius über Riga nach Tallinn